Niederndorfer Kirche ist um ein Kleinod reicher – Taufengel bekam neues Gesicht

 

Taufengel gehören in vielen Kirchen zur künstlerischen Ausstattung. Auch die kleine Auferstehungskirche zu Niederndorf als älteste Kirche im Erlbachtal kann einen solchen Taufengel ihr Eigen nennen, der zudem eine wechsel- und geheimnisvolle Geschichte hat. Erst im November 2005 kehrte der Engel in unsere Kirche zurück. Im Kirchweih-Gottesdienst weihte ihn Pfarrer Sebastian Kircheis (damals Vakanzverwalter des Kirchspiels Rüdersdorf/ Kraftsdorf) und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass in seinem Schutz viele Taufen stattfinden und das christliche Leben in der Gemeinde immer wieder neue Impulse erfahren möge.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Taufengel ein regelrechtes Schattendasein führen müssen. Ältere Niederndorfer erinnerten sich, dass er in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unbeachtet auf dem Dachboden der Kirche lag. Irgendwann gelangte er nach Kraftsdorf, doch die Kraftsdorfer Kirche besitzt bereits einen Taufengel. So verschwand er für viele weitere Jahre auf Böden und in Lagerräumen. Dass er überhaupt wieder in die Niederndorfer Kirche zurückkehren konnte, ist vor allem Simone und Jörg Straßburger aus Kraftsdorf zu verdanken. Sie nahmen Kontakt mit dem Christlichen Jugenddorf (CJD) Gera auf. Auszubildende und Lehrmeister des CJD nahmen sich der massiven Holzfigur an und versahen sie in mühe- und liebevoller Arbeit mit einem neuen Farbabstrich. Dabei verwendeten sie die ursprünglichen noch schwach sichtbaren Farbtöne.

Im Jahr 2009 erhielt der Engel im Rahmen der Pilgeraktion „NIMBUS“ einen neuen Platz im Kirchenraum. Karien Vervoort, Bildhauerin aus Wernburg bei Pößneck, ersann und baute eine weiße Wolke für ihn, da Engel ja eigentlich auf Wolken durchs Universum schweben. Die stabile Unterkonstruktion verkleidete sie mit Gips und Farbe und befestigte sie in luftiger Höhe links vom Altar. Von hier aus begrüßt und bewacht der Engel seitdem die Besucher der Kirche. Bei aller Freude über unseren Taufengel bestand der Wunsch, ihn bei passender Gelegenheit noch etwas zu verschönern. Die Jugendlichen vom CJD hatten sich große Mühe gegeben, doch vor allem das Bemalen des Gesichts stellte sie als Laien vor eine große Herausforderung. Deshalb nahm die Erfurter Diplom-Restauratorin Ute-Regina Wagner das Engelsgesicht in die Kur. Von Januar bis Mitte März 2010 blieb die Wolke leer, doch seitdem blickt der Engel wieder mit einem strahlenden und frischen Gesicht in den Kirchenraum. Frau Wagner beizte zunächst die Farbschicht im Gesichtsbereich ab, modellierte dann Lippen und Nasenspitze neu und bemalte schließlich das Gesicht in vier Arbeitsschritten mit Grundierungen, einer neuen Farbschicht und Schlussfirniss. Das neue Gesicht passte sie dem Charakter der barocken Figur und der vorhandenen Bemalung ihrer Kleidung an. Das Ergebnis überzeugt und kann sich sehen lassen.

Außerdem fand die Restauratorin heraus, dass unser Taufengel aus dem 17. Jahrhundert stammt und vermutlich Ende des 17. Jahrhunderts in unserer Kirche aufgestellt wurde. Bewiesen ist das zwar nicht, aber es wäre gut möglich, denn 1668 brannte die Niederndorfer Kirche bis auf die Grundmauern nieder. So könnte der Engel wohl nach dem Brand beim Wiederaufbau in die Kirche gelangt sein. Vielleicht erfüllte er für unsere Vorväter damals nicht nur seine eigentliche Funktion als Taufengel, sondern auch als Schutzengel in Not- und Gefahrensituationen.

Monika Grzanna